Harald Haas: Was ist ein Trauma und was ist kein Trauma?
Unten auf dieser Seite findest du Haralds Präsentation.
Original-Quelle zum Zitat von Harald bei Minute 1:40. Bewegung mit den Armen beruhigt den Kopf:
Nun ist in der Tat, wenn wir die beiden äusseren Organisationssysteme des Menschen nehmen, die Nerven-Sinnesorganisation und die Stoffwechsel-Gliedmassenorganisation, ein Gegensatz zwischen beiden vorhanden, der sich für eine geisteswissenschaftliche Anatomie und Physiologie sehr deutlich zeigt. Wenn wir zum Beispiel gehen, so haben wir in unserem Gliedmassenorganismus eine Bewegung, die sogar eine Bewegung im Raume ist. Dieser Bewegung entspricht in einem gewissen Teil unserer Nerven-Sinnesorganisation, in einem gewissen Teil unserer Kopforganisation eine Ruhe in demselben Masse, in dem die Gliedmassenorganisation in Bewegung ist. Ich bitte Sie, den Versuch zu machen, die Sache richtig zu verstehen. Ich habe gesagt «in demselben Masse in Ruhe ist». Ruhe nimmt man gewöhnlich als einen absoluten Begriff. Wer sitzt, der sitzt, und man unterscheidet nicht, ob man mit mehr Intensität sitzt oder mit weniger Intensität. Man hat auch für das gewöhnliche Leben in einer gewissen Beziehung recht damit. Da unterscheiden sich diese Dinge nicht sehr stark voneinander.
Aber mit unserer Nerven-Sinnesorganisation ist es anders. Wenn wir schneller laufen, wenn wir mit unserer Gliedmassenorganisation schneller laufen, so ist eine gewisse Ruhetendenz in unserer Nerven- Sinnesorganisation, die als Ruhetendenz, als Ruhigbleibenwollen, stärker ist, als wenn wir langsam gehen. Und allem, was mit unserer Gliedmassenorganisation vor sich geht, auch was mit unserer Stoffwechselorganisation vor sich geht, wenn zum Beispiel die Nahrungssäfte ihren Weg durch die Bewegung der Gedärme machen, entspricht eine Ruhetendenz in unserem Nerven-Sinnesorganismus. Es drückt sich das auch äusserlich aus.
Der Kopf, welcher der hauptsächlichste Sitz des Nerven-Sinnesorganismus ist, ist eigentlich in bezug auf unseren Gliedmassenorganismus ein Faulpelz. Er benimmt sich ungefähr so, wie einer, der sich bequem in eine Droschke setzt und vom Pferde fahren lässt. Der bleibt ruhig. So ist unser Kopf fortwährend ruhig sitzend auf unserem übrigen Organismus. Es interessiert ihn nicht einmal, wenn ich zum Beispiel mit den Armen fuchtele. Da bewirkt das Fuchteln mit meinem linken Arm eine ruhige Tendenz in meiner rechten Kopfhälfte, wenn ich mit dem rechten Arme fuchtele, bewirkt das eine ruhige Tendenz in meiner linken Kopfhälfte. Und durch diese ruhige Tendenz ist es möglich, dass wir unsere Bewegungen mit Gedanken, mit Vorstellungen begleiten.
Es ist ganz unrichtig, wenn etwa eine materialistische Weltanschauung meint, Vorstellungen beruhen auf Nervenbewegungen. Sie beruhen im Gegenteil, wenn sie Vorstellungen von irgendeiner Bewegung im Raume sind, auf ruhigen Tendenzen des Nervensystems. Das Nervensystem beruhigt sich, und dadurch, dass sich das Nervensystem beruhigt, sich sogar in seiner Lebenstätigkeit abdämpft, dringen in diese Ruhe die Gedanken ein, werden wirklich. Wer am Menschen geisteswissenschaftlich zu beobachten vermag, was sich beim Denken, beim Vorstellen abspielt, der kann unmöglich Materialist werden, weil er weiss, dass in demselben Masse die Gedanken regsam und tätig wirken als geist-seelische Substanz, in dem gerade die Nerven ruhig werden und sogar an Lebensintensität verlieren, sogar abgelähmt werden. Das Nervensystem muss durch Aufhören seiner materiellen Tätigkeit dem Geist-Seelischen der Gedanken erst Platz machen.
Rudolf Steiner, Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt. Die geistige Kommunion der Menschheit., 31. Dezember 1922, GA 219, Quelle Pdf